Der Literaturagent und Verleger Klaus Altepost würde heute so manche Dinge anders machen als früher. Sein Leitspruch: Nicht zurück, sondern nach vorne. Lieber weniger, aber dafür mit viel Herz und Überzeugung

2018 hat Klaus Altepost seine „Agentur Altepost 2015“ von Münster in seinen Heimatort Riesenbeck verlegt.
Der 59-Jährige konnte bereits vielen Autoren zum Erfolg auf dem Büchermarkt verhelfen.
In seinen Verlagsräumen an der Münsterstraße entstehen kontinuierlich eine ganze Reihevielfältiger Ideen.

BuchMarkt: Herr Altepost, haben Sie die kleinen Dinge wiederentdeckt?

Klaus Altepost: Die kleinen Dinge waren doch immer die schönsten. Denken wir bei einem Lieblingsmenschen nicht zuerst an ein Kind, bei einem Lieblingsauto nicht eher an eine originelle alte Ente als einen protzigen Ferrari oder bei Herzensgeschenkennicht eben an eine liebevolle Kleinigkeit?

Und nun haben Sie zurück zu einem kleinen Verlag gefunden?

Ein kleiner Verlag ja, aber nicht gefunden, sondern gegründet – und vor allem nicht zurück, sondern nach vorne. Die kleinenDinge, die kurzen Wege, die regionale, persönliche Präsenz, die Einfachheit, das sind die wichtigen Ziele. Weniger ist mehr, aber das Wenige gut und mit ganzem Herzen zu machen, das ist (für mich) heute wichtiger denn je.

Sie waren immer bekannt für Provokationen; aber denken in diesem Punkt nicht alle so?

Na ja, die Konzentrationen auf dem Buchmarkt und bei Verlagen sprechen leider eine andere Sprache. Wollen wir wirklich Verlagskonzerne mit fast 50 Unterverlagen – oder das kleine eigenständige Verlagshaus, das ein Gesicht hat? Wollen wir wirklich Buchkaufhäuser á la Thalia-Mayer – oder den engagierten eigenständigen Buchhändler, den ich als Kunde noch persönlich kenne und mag, weil er mir bei einem Espresso seine Lieblingsbücher empfiehlt? Brauchen wir Buchleser Amazon wirklich? Ich rate jedem Buchliebhaber: Macht euch im Netz schlau – und kauft dann bei der kleinen Buchhandlung an der Ecke.

Und nun wollen Sie mit Ihrem Verlag die Welt verändern?

Nicht wirklich. Ich möchte ein paar schöne Bücher und Kalender herausbringen. In der Zeit als Verlagsleiter habe ich viele Bestseller-Autoren wie etwa Winterhoff, Jaenicke oder Lütz verlegt; in den letzten Jahren u.a. eine Frau, die das Leben mit ihrer behinderten Tochter beschreibt, einen Künstler, der im Gespräch mit Naturgewalten um seinen Glauben ringt, oder eine 80-jährige Schweizerin, die in einem Dorf im Engadin um politische Gleichberechtigung und ihre Selbstbestimmung als Frau gekämpft hat. Was meinen Sie, wer dankbarer und welche Projekte für mich erfüllender waren? Wenn ich in der Selbstdarstellung eines Konzernverlages lese, dass sie „zu neuen Ufern aufbrachen“ und „mit der Vision einer neuen Welt“ für den Verlag „die Entdeckung neuer Horizonte“ begann, die sie seitdem „an der Umsetzung der Vision einer neuen Welt“ arbeiten lässt, muss ich schon schmunzeln. Die Kollegen sollen doch einfach ihre Arbeit machen, die kleinen Dinge des Alltags hinkriegen, gut und zur Freude der Leser, und dann hoffentlich auch mit Erfolg.

Zusammengefasst?

Einer meiner früheren Vorgesetzten sagte immer: „Wir müssen die Dinge groß denken!“ Falsch. Wir müssen sie wieder kleiner machen. Auf den protzigen Dienstwagen ebenso verzichten wie auf den Privat-SUV. Die Inlandsflüge komplett streichen und auch das jährliche Mallorca- Triple weglassen. Stattdessen unsere Seeluft atmen. Ein Feuer im Garten anzünden. Und vor dem Kamin ein Buch lesen, das ein guter Autor geschrieben hat. Am besten aus meinem Verlag ;).