Wer fragt, gewinnt, Wer fragt, hat Macht. Doch oft können Fragen auch die Macht der Mächtigen gefährden. Fragen sind subversiv, erschüttern so manches falsche Selbstbewusstsein, stellen auch uns selbst in Frage …

Eine Fragerunde mit dem Literaturagenten und Verleger Klaus Altepost, der schon öfter in seiner Karriere etwas infrage gestellt hat.

BuchMarkt: Herr Altepost, was bedeuten Ihnen Fragen?

Klaus Altepost: Sind Fragen nicht die schönste Freizeitbeschäftigung? Fragen nicht bereits Kinder für ihr Leben gern? Ist nicht das sinnlich geöffnete Fragezeichen viel schöner als der langweilige Punkt – oder gar das selbstverliebte, aggressive Ausrufezeichen? Und fürchten wir nicht manche Fragen mehr als die Antworten darauf? Sind Fragen nicht das Wichtigste überhaupt?

BuchMarkt: Aber Gedrucktes sollte doch Antworten geben, oder?

Wer sagt denn so etwas? Was bringt uns weiter voran, die gute Frage oder die schnelle Antwort? Was hält denn länger vor? Wer ist uns sympathischer, der Weisheit-Suchende, also Fragende, oder der Weisheits-Ratgeber, also Antwortende? Wir alle kennen Rat-Schläge, aber kennen wir auch Frage-Schläge? Wer kommt besser voran, der sich selbst in-Frage-Stellende oder der auf sichere Antworten-Bauende?

BuchMarkt: Müssen nicht alle sinngebenden Institutionen Antworten geben, letzte, feste Wegmarken setzen?

Klaus Altepost: Wollen freie Menschen das wirklich? Spiegeln Antworten nicht oft nur die Regeln der Mächtigen, als Dogmen, Weisungen, nach denen alle sich zu richten haben? Sind umgekehrt die großen Religionen nicht aus Fragen entstanden, welche die Schöpfung, Pflanzen, Tiere, aber auch Einsamkeit und Zusammenleben uns Menschen stellen? Hält die Fähigkeit zu fragen uns nicht alle lebendig?

BuchMarkt: Und die Bücher Ihres Verlags?

Klaus Altepost: Wer kann nachhaltiger Fragen stellen als der kritische Sachbuch-Autor, der die Politik und die Antwortgeber, aber auch die Wirtschaft und unseren eigenen Lebenswandel hinterfragt? Was kann uns glaubwürdiger überzeugen als selbstkritische literarische Texte eines guten Erzählers, in deren Fragen wir auch unser eigenes Leben entdecken?

BuchMarkt: Was sind die schönsten Fragen im Buchhandel?

Klaus Altepost: „Kann ich mich einmal in Ihrem wunderschönen Buchladen umsehen?“ – „Darf ich Ihnen ein besonderes Buch empfehlen?“ – „Haben Sie die tollen Neuerscheinungen von letzter Woche schon da?“ – „Wie hat Ihnen dieses Buch gefallen?“ – „Darf ich die Tage noch einmal wiederkommen?“  Sagen Sie selbst, gibt es schönere Gespräche?

BuchMarkt: Können Sie auch einmal nicht mit einer Gegenfrage antworten?

Klaus Altepost: Nein, warum sollte ich das denn tun?