Wenn Kinder einen nahe stehenden Menschen verloren haben, benötigen sie viel Zeit, um die Trauer zu verarbeiten. Jo Eckardts Buch Wohnst du jetzt im Himmel?, das vor einigen Jahren im Güterloher Verlagshaus erschienen ist und Ende diesen Jahres bei Vandenhoeck neu aufgelegt wird, will ihnen dabei helfen und sie in ihrer Trauer begleiten.
Einfühlsam und unaufdringlich bietet die Autorin Kindern ab etwa 8 Jahren Raum und Anregungen, sich kreativ mit dem Verlust auseinanderzusetzen, und hilft ihnen, sich ihrer Gefühle bewusst zu werden. Als eine Art Erinnerungsalbum ermöglicht dieser kindgemäß gestaltete Band, sich durch Fragen, Impulse und eigene Erinnerungen dem verstorbenen Menschen noch einmal zu nähern und einen Teil von ihr oder ihm für immer im Herzen aufzubewahren – und gleichzeitig wieder hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Anlass für Fragen an die Autorin:
Worum geht es in dem Buch?
Jo Eckardt: Wohnst du jetzt im Himmel? ist ein Trauerbuch, bzw. Erinnerungsalbum, das Kindern helfen soll, einen Verlust zu verarbeiten. Die Idee dahinter ist einmal, dass Trauer nicht „geheilt“ und nicht verdrängt werden kann. Man muss da irgendwie durch. Am besten, indem man darüber spricht, oder eben auch schreibt. Wer schreibt, ist kreativ, also nicht hilflos und ausgeliefert, sondern aktiv. Man wird sich während des Schreibens gewisser Dinge bewusst, und schafft so gleichzeitig eine dauerhafte Erinnerung an eine schlimme Zeit, aber auch an den geliebten Menschen.

Jo Eckardt hat in Köln studiert, später in San Diego und New York. Nach einem Ph.D. in Germanistik schloss sie eine Ausbildung als Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin in den USA an. Sie arbeitete vor allem mit Patienten, die verschiedene Traumata erfahren hatten. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2001 begann sie, Bücher zu schreiben und gleichzeitig als Erzieherin zu arbeiten. Unter dem Pseudonym Jo Thun schreibt sie auch Romane
Wie enstand die Idee, darüber ein Buch zu schreiben?
Ich hatte 2001 selbst einen Verlust zu betrauern und habe dies auf meine Weise, kreativ und durch viel Schreiben, verarbeitet. Daraus entstand die Idee eines Trauerbuches auch für Andere. So entstand mein erstes Buch Ich will dich nicht vergessen, das auch sofort ein Erfolg wurde. Mein Sohn war beim Tod meiner Partnerin 4 Jahre alt und so bekam ich die Idee, auch ein Buch für ihn zu machen – die Idee für Wohnst du jetzt im Himmel? war geboren.
Ganz salopp: Gibt es denn nicht schon genug Bücher auf dem Markt zu dem Thema, was macht Ihres so besonders?
Zum einen waren meine beiden Trauerbücher meines Wissens nach die ersten auf dem deutschen Markt (das war 2004). Zum anderen gibt es gar nicht so viele Bücher zu dem Thema, wie man glaubt. Und wenn, sind sie oft sehr christlich geprägt. Ich versuche aber, religiöse Fragen ganz offen zu lassen, so dass jeder für sich selbst entscheiden kann, ob religiöser Glaube bei der Trauerarbeit eine Rolle spielt. Außerdem versuche ich, nicht nur Hilfe bei der Erinnerung und Aufarbeitung des Verlustes anzubieten, sondern auch leichte Schubser zu geben in Richtung Selbstwirksamkeit und Resilienz.
Welche Leserschaft wollen Sie damit erreichen?
Wohnst du jetzt im Himmel? richtet sich an Kinder, die flüssig lesen und schreiben können. Ich denke, idealerweise zwischen 8 und 15.
Inwiefern spielt Ihr eigenes Leben, ihr Beruf, ihre Expertise eine Rolle im Buch?
Dass der Idee zum Buch ein persönliches Erlebnis vorausging, habe ich ja schon gesagt. Dazu kommt, dass ich in den USA eine Ausbildung zur Psychotherapeutin und Psychoanalytiker gemacht hatte und mich in meiner therapeutischen Arbeit auf Trauma und Missbrauch spezialisiert hatte. Ich kannte mich also gut mit den Folgen eines traumatischen Erlebnisses aus und konnte dieses Wissen beim Schreiben gut verwenden.
Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch im Laden gut verkaufen?
Das Buch ist natürlich sehr situationsgebunden. Ein Kind ohne Verlusterfahrung kann mit diesem Buch nichts anfangen. Aber es gibt leider sehr viele Kinder, die diese Erfahrung doch machen und dann kann dieses Buch sehr hilfreich sein. Es entlastet auch Eltern oder Angehörige, die vielleicht nicht immer wissen, was ihr Kind jetzt braucht. Im Buch ist ein Einlegeblatt für die Erwachsenen mit eingefügt, das ihnen helfen soll, sich in das Kind einzufühlen.
Wie sähe ein Schaufenster dazu aus, wenn Sie eines gestalten würden?
Ein Schaufenster zum Thema Tod und Trauer? Das müsste schon irgendwie tröstlich sein, mit viel hoffnungsvollen Farben und kuscheligen Ecken.
Danke für das Gespräch!
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